Bogislav von Gerlach

HOHENSTEIN Ein deutsches Jahrhundert in Familienbildern - z. Zt. vergriffen

 



Erstausgabe
Herausgeber: Jens Uwe Jess
304 Seiten mit 90 Abbildungen u.a. mit einer bisher unbekannten handschriftlichen Notiz von Konrad Adenauer vom 1.8.1932  zur Bereitschaft des Zentrums, eine Regierung Hitler unter Umständen zu tolerieren.

ISBN   9783981706659
Preis  26,- € in jeder Buchhandlung
Oder direkt vom Verlag zzgl. 2,- € Versandkosten

 

Bogislav von Gerlach:

… die größte Gefahr für die Demokratie, dass durch Mehrheitsentscheidung der Wähler undemokratische, ja sogar zerstörerische Kräfte an die Macht gelangen.


100 Jahre Deutsche Geschichte – gelebt von vier Generationen einer Familie auf dem idyllisch an der Eckernförder Bucht gelegenen Landgut Hohenstein.  Vom Vormärz über die Kaiserzeit bis zum Beginn eines neuen Europas wird mit Dokumenten, Briefen, Tagebüchern und Fotografien ein kontrastreiches Gesellschaftsporträt entworfen, das Geschichte persönlich macht. Dass ein Großvater des Autors dazu beigetragen hat, Hitler 1933 an die Macht zu bringen, ist nur ein Beispiel für historische Wegmarken in der familiären Vergangenheit. Und dass der andere Großvater und auch ein Onkel im Widerstand gegen die NS-Diktatur ihr Leben lassen, und ihre Angehörigen die Heimat verlieren, ist ein anderes. Aber bei allem Trennenden gelingt es den Überlebenden beider Familien, nach Kriegsende in Hohenstein ein vom europäischen Einigungsgedanken geprägtes neues Leben aufzubauen.

Vorwort des Herausgebers

Der  schwere Weg vom Kaiserreich nach Europa

„Reißen sie die alten Kästen ab! Bauen sie sich einen schönen Bungalow in ihren Park. Und wenn ihnen ihr Park zu groß ist, bepflanzen sie ihn mit Weihnachtsbäumen, dann bringt er wenigstens was ein. Sie werden sehen, wie viel leichter ihr Leben dann wird!“

Diese und ähnliche Ratschläge bekam Bogislav-Tessen von Gerlach, als er 1980 in fünfter Generation die Verantwortung für das Gut Hohenstein übernehmen sollte. Der ehemalige Sommersitz reicher Hamburger Kaufleute war inzwischen finanziell auf sich selbst gestellt, das  weitere Vermögen der Familie verloren, und die Erträge aus Land- und Forstwirtschaft schienen kaum ausreichend, um das repräsentative Anwesen angemessen zu erhalten.

Doch der junge Gutsherr endschied sich anders, - und die Entscheidung war richtig. Heute leuchtet das weiße Herrenhaus immer noch in der Sonne vor einer Kulisse herrlicher Baumriesen, die sich rund hundertfünfzig  Jahre nach ihrer Pflanzung im schönsten Wachstumszustand präsentieren: Ein wahrer Himmel auf Erden. Ein Familienbesitz als wohlbestelltes Haus zur Weitergabe an künftige Generationen.

Familienbesitz hat immer auch eine Familiengeschichte, beide sind untrennbar verbunden. Die Versuchung, sie zu verschweigen, kann manchmal groß sein, besonders wenn sich unter den Vorfahren mit Kurt von Schröder eine belastete Persönlichkeit aus der Zeit des Nationalsozialismus befindet. Da brodelt die Gerüchteküche, Geschichte wird zerkleinert in Geschichtchen, Dramen werden zu Legenden geglättet. Am Ende sind Dichtung und Wahrheit nur noch schwer zu trennen.

Um solchen Verfälschungen vorzubeugen, hat sich Bogislav von Gerlach schon längere Zeit mit dem Plan einer Familienchronik befasst. Aber als Jurist ist ihm die Aktenlage zu wenig aussagekräftig. Da löst ein Zufallsfund eine gezielte Suche aus. Und nach und nach entdeckt er immer umfangreicheres Material: Persönliche Aufzeichnungen, Tagebücher, Briefe, Fotos, Dokumente. Wie in einem Puzzle liefern die handelnden Personen die Bausteine für ihre Selbstporträts. Ein Glücksfall für den Chronisten: Familiengeschichte  aus erster Hand.

Und was für eine Familiengeschichte: Der mühsame Weg vom Kaiserreich nach Europa wird uns in dieser Dokumentation exemplarisch vor Augen geführt.

Hohenstein kommt 1854 in die Familie als hochzeitliche  Morgengabe eines Vaters an seine Tochter. Es dient als Sommersitz einer vermögenden Hamburger Kaufmannsfamilie, Haus und Park werden zwei Generationen lang großzügig ausgebaut. Man lebt in den imperialen Zeiten des deutschen Kaiserreichs – und verhält sich auch so.

Doch dann ziehen zwei Weltkriege übers Land. Man ist nicht schuldlos an den Katastrophen, und man muss zahlen für den Größenwahn. Mit Leib und Leben, mit Hab und Gut. In diesen Jahren wird Hohenstein zum Fluchtort für viele Menschen, auch für die Besitzerfamilie, für die es nun nach dem Verlust allen sonstigen Vermögens weitab von den Trümmerwüsten der Großstädte ein wahrer Himmel auf Erden gewesen sein muss. Aber auch dieser war nicht ungetrübt, denn Täter und Opfer des Hitlerregimes wohnten als Mitglieder einer Familie unter einem gemeinsamen Dach.
 
Der Sohn und Erbe war in russischer Gefangenschaft gestorben, der Schwiegersohn musste  die Bewirtschaftung von Hohenstein übernehmen. Tessen von Gerlach ist vom Krieg schwer  gezeichnet, hat einen Arm und ein Bein eingebüßt, der Stammsitz der Familie in Pommern ist  endgültig verloren. Nun darf er als Heimatvertriebener in Hohenstein neue Wurzeln schlagen. Und er genießt sein Glück in Demut.

Als Tessen von Gerlach im Sommer 1996 seiner früheren Heimat, heute liegt sie in Polen, einen Besuch abstattet, kommt es zu einer bewegenden Szene. Die neuen Bewohner von Parsow sind selbst von den Sowjets aus Ostpolen vertrieben worden. Ihrem Vorschlag, Parsow als gemeinsame Heimat zu bezeichnen, stimmt Tessen von Gerlach ohne Zögern zu. Man umarmt sich unter den uralten Bäumen im Park. Versöhnung und Ausgleich – auf dieser Grundlage kann Europa als Friedensprojekt wachsen.

Bogislav von Gerlach, das „ Neujahrskind“ von 1946, gehört zu den glücklichen Deutschen, denen ein Leben ohne kriegerische Katastrophen vergönnt ist. Er versteht seine Arbeit an dieser Chronik vor allem als Bericht über die handelnden Personen. Er wahrt Distanz, soweit es ihm als Nachkomme möglich ist, ein neutraler Beobachter kann er nicht sein. Im Übrigen sollen die Dokumente für sich selbst sprechen. Aber auch sie sind nur subjektive Wahrheiten, das darf man nicht vergessen.

Wir erleben heute weltweit einen wachsenden Nationalismus, in vielem vergleichbar mit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Dieses Buch ist – auch - eine Warnung vor den Folgen. Den einzig möglichen Weg in eine bessere Zukunft zeigt uns Tessen von Gerlach.

 

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